Quantified Self

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Quantified Self

Der Begriff "Quantified Self“ mit dem Motto "Selbsterkenntnis durch Zahlen“ ist eine Gemeinschaft aus Anwendern und Anbietern, die das gemeinsame Ziel haben, persönliche, gesundheitliche, sportliche oder gewohnheitsspezifische Informationen mit Zahlen darzustellen. Möglich gemacht wird das durch Hard- und Softwarelösungen die digital und vernetzt sind. Die "Wearables“, die dafür u.a. eingesetzt werden, verfügen über Rechenleistung, um durch ihre Sensoren erhobene Daten vorzubereiten und an andere Geräte weiterzugeben. Sie beruhen zum großen Teil auch auf Geo-Daten. Andere Bezeichnungen für Quantified Self sind Self-Tracking und Lifelogging.


Geschichte

Gary Wolf und Kevin Kelly, zwei Journalisten des US-amerikanischen Technikmagazin "Wired“ gründeten 2007 das Blog Quantified Self in San Francisco. Die beiden Autoren sind selbst Enthusiasten der digitalen Selbstvermessung und wollten eine Plattform zum Austausch von Erfahrungen und Hilfestellungen bieten. Die Community Quantified Self Deutschland wurde 2012 von Florian Schumacher gegründet.


Nutzerzahlen

In Nordamerika wie in Europa gibt es bereits 31 Gemeinschaften. Auch in Asien und Australien haben sich Communities gebildet. Es gibt bereits acht Gemeinschaften im Deutsch-sprachigen Raum. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 (*Nachweis unter: "Weiterführende Quellen) nutzen über die Hälfte der Deutschen eine Tracking-App. Zusätzlich nutzen 24% der Bundesbürger eine Smartwatch oder einen Fitnesstracker.


Anwendungsbeispiele

  • Wearables, d.h. tragbare Sensoren wie, Smartwatches, Datenbrillen, Sensor-Broschen und -Halsketten oder direkt in Kleidung (smart Clothes) integrierte Sensoren,
  • Apps auf dem Smartphone die z.B. den Aufenthaltsort ermitteln und kategorisiert oder zählen, wie viele Buchstaben am Tag gelesen werden
  • Vernetzte Waagen
  • Schlafsensoren
  • Tracker zum messen verzehrter Kalorien


Self-Tracking und Location Based Service

Wenn der Selftracker an seinem Mobiltelefon oder in einer App standortbezogene Daten frei gibt, erlaubt er zahlreichen, im Bereich Mediaberatung tätigen Firmen, Daten zu sammeln und auszuwerten. Diese Daten werden dann an Werbetreibende Agenturen weiter verkauft. Das schafft Unternehmen, die auf Geodaten setzten, enorme Vorteile. Dank der Bewegungsdaten weiß der Werber, wie sich die Zielgruppe im Raum bewegt. Wann genau sie wo vorbei kommt und wann sie welches Medium nutzt. Alle Wegketten können nachvollzogen werden und so gezielt Außenwerbung in Echtzeit an den Touchpoints geschalten werden, wenn die Zielgruppe dort überproportional vertreten ist.


Motivation für Self-Tracking

  • Leistungssteigerung im Hochleistungssport
  • Monitoring von Gesundheit
  • Überwachung der Ernährung
  • Kontrolle der Emotionen und Stimmungen
  • Leistungssteigerung im Fitnessbereich
  • Betrachtung von Umweltfaktoren wie die Mediennutzung
  • Social Community
  • Gamification


Kritik

Die Selbstoptimierung führt teilweise zu absurden Ausmaßen. Das ständige protokollieren ist ein Stressfaktor für den Anwender und hat Suchtpotential. Kritisiert wird auch, das viele Geräte keinen klinischen Tests unterzogen wurden. Nicht jedes Gerät bietet eine verlässliche Erfassung, weder von körpereigenen Werten, noch von denen der Umgebung. Fallstudien aus den USA haben gezeigt, das Schlaftracker Schlaflosigkeit verursachen können und haben diesem Syndrom auch schon einen Namen gegeben. Orthosomnia, selbst induzierte Insomnie. Bei nicht optimalen Bedingungen kann es zu Messungenauigkeiten durch die GPS-Empfänger kommen. Die nicht erreichten Ziele auf Grund mangelhafter Technik können zu Frustration und leichten Depressionen führen. Großes Interesse haben Krankenkassen am Self-Tracking, die Warnung vom "Gläsernen Mensch“ steht im Raum. Rabatte locken die Kunden, ihre Daten mit den Kassen zu teilen. Datenschützer warnen, dass die erhobenen Gesundheitsdaten sensible Informationen enthalten und nicht genügend geschützt werden. Meist werden mehr personenbezogene Daten gesammelt und ausgewertet, als die Nutzenden wissen und für ihre Nutzung benötigen. Das ist vor allem der Fall, wenn die Ergebnisse in Sozialen Netzwerken geteilt werden und damit automatisch die Nutzungsrechte an die Betreiber abgegeben werden. Die Bildungsarbeit sollte, um Menschen zu schützen, verständlich machen, dass mittels Algorithmen z.B. das Sortieren nach vorgegebenen Kriterien, Profilbildung nach Personen, die Erstellung von wahrscheinlichen Prognosen und die Steuerung und Kontrolle von verschiedenen Prozessen in Echtzeit möglich ist. Manche Unternehmen tracken die Anwender über die IP Adresse auch, wenn die Ortsangabenübermittlung verweigert wird.


Ausblick

"Quantified Environment“ nennt sich der neue Trend bei dem alle messbaren Daten aus der Umgebung mit einbezogen werden. Verschiedene Sensoren können unter anderem den Kohlenstoffdioxid-Gehalt der Luft, Lautstärke, Luftfeuchtigkeit, UV-Strahlung und sogar Radioaktivität messen. Diese zusätzlichen Informationen sollen genauere Rückschlüsse auf bisherige Messergebnisse ermöglichen. Mit diesen zusätzlichen Informationen kann der Anwender eines Schlaftrackers herausfinden, warum eine Schlafphase zu kurz war. Vielleicht gab es ein lautes Geräusch, das den Self-Tracker weckte.


Einzelnachweise


Weiterführende Quellen