Snapchat
Snapchat ist ein Instant Messaging-Dienst für mobile Endgeräte (Smartphone oder Tablet-Computer), der 2011 von Robert "Bobby" Murphy und Evan Spiegel gegründet wurde. [1] Über die Anwendung verschickte Nachrichten – Fotos oder Videos, die optional mit kurzen Texten versehen werden – sind nur temporär abrufbar und zerstören sich anschließend selbst. Snapchat ist derzeit für den Endverbraucher kostenlos, die Monetarisierung erfolgt über Werbeeinnahmen.[2]
Funktionsweise
Snapchat nimmt einzelne Fotos oder ganze Videos mit maximal 10 Sekunden Länge - so genannte Snaps - auf. Diese können mit Filtern bearbeitet oder kurzen Texten (quasi Bildunterschriften) versehen werden. Der Nutzer entscheidet, ob er einen Snap nur mit bestimmten Usern aus seiner Freundesliste oder im Bereich "Meine Geschichte" teilen möchte. Nachrichten, die nur mit bestimmten Freunden geteilt werden, können nur ein einziges Mal angesehen werden. Snaps unter "Meine Geschichte" sind 24 Stunden lang von allen Freunden beliebig oft abrufbar. Werden mehrere Snaps gemacht (z.B. mehrere Videos hintereinander), so ordnen diese sich automatisch so an, dass sie in der chronologisch richtigen Reihenfolge abgerufen werden. Nach dem Ansehen bzw. dem Ablauf eines Tages werden die Nachrichten automatisch wieder gelöscht. Auf den Geräten der Empfänger sollen keine Daten zurückbleiben. Zusätzlich beinhaltet Snapchat eine „klassische“ Chatfunktion. Die Kontakte werden wie bei anderen Instant-Messaging-Diensten über eine Freundesliste verwaltet. Im Bereich "Discover" stellen Medienunternehmen wie CNN, MTV, People etc. redaktionelle Inhalte bereit, die die Snapchat-User kostenlos abrufen können.[3] [4]
Animierte Filter
Im September 2015 hat Snapchat das erst 2014 gegründete Startup Unternehmen Looksery für $150 mio. übernommen. Das Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, in der Gesichter an definierten Stellen mit Punkten markiert und so standarisiert werden. Dadurch hat der Snapchat Benutzer nun die Möglichkeit Videos von Gesichtern mit animierten Filtern zu auszustatten. Dieses neue Feature ist unter dem Namen Lenses zu finden. So ist es z.B. möglich, einem bewegten Gesicht animierte Hundeohren und Hundezunge hinzuzufügen oder jemanden einen Regenbogen aus dem Mund schießen zu lassen. Diese Bahnbrechende Funktion ist bisher einzigartig und stärkt ebenfalls die andauernde Beliebtheit des noch relativ neuen sozialen Netzwerks. Da es sich hierbei allerdings um Live Effekte handelt, die eine entsprechend performante Hardwareleistung voraussetzen, ist der Filter nicht auf allen Smartphones verfügbar.
Faceswap
Es besteht auch die Möglichkeit einen sogenannten "Gesichtertausch" zu machen. Hierbei schauen zwei Nutzer in die Kamera und Snapchat analysiert die Gesichter beider Personen, um diese danach zu vertauschen. So wird Faceswap genutzt: 1. Snapchat öffnen 2. mit einem Freund in die Kamera schauen 3. auf die Gesichter tippen um sie zu erfassen 4. am unteren Rand ist ein Filter mit zwei Smiley-Gesichtern 5. beide Gesichter müssen in den Smileys positioniert werden 6. Jetzt kann ein Foto geknipst werden
Kritik
Trotz laufender Sicherheits- und Versionsupdates gelingt es immer wieder, über Snapchat verschickte Nachrichten wieder herzustellen und somit dauerhaft zu speichern und abzurufen. So gelangten beispielsweise im Dezember 2013 Daten von rund 4,6 Millionen Nutzern an die Öffentlichkeit, weitere 200.000 Bilder wurden im Oktober 2014 geleakt. Neben datenschutzrechtlichen Aspekten allgemeiner Natur sind Sicherheitslücken bei Snapchat vor allem deshalb brisant, weil die App gerne für Sexting (Versenden von Botschaften mit eindeutigem sexuellen Inhalt) genutzt wird, auch von Minderjährigen. Kritiker werfen Snapchat daher vor, den Tatbestand der Kinderpornographie zu fördern.[5]
Erfolg (Stand August 2015)
Medienberichten zufolge hat Snapchat derzeit rund 200 Millionen Nutzer weltweit. [6] Im Mai 2015 nannte Unternehmensgründer Evan Spiegel eine Zahl von 100 Millionen Usern, die täglich bei Snapchat aktiv sind.[7] Deutschland zählt zu den aktuellen Top-10-Märkten und hat zudem eines der größten Wachstumspotenziale. [8] Neben Privatnutzern entdecken auch erste Unternehmen den Social-Media-Dienst für sich, darunter SIXT, Puma, adidas oder Borussia Mönchengladbach.[9] Im August 2015 wurde der Wert von Snapchat auf 16 Milliarden Dollar beziffert. Noch im Jahr 2013 machte Facebook für das Unternehmen ein Übernahmeangebot über 3 Milliarden Dollar, das Spiegel ablehnte.[10] Trotz rasanter Wertsteigerung hat Snapchat Nachholbedarf beim Umsatz: Einem internen Bericht zufolge setzte der Dienst von Januar bis November 2014 lediglich rund 3 Millionen Dollar um, dem stand ein Verlust von 128 Millionen Dollar gegenüber.[11] Für 2015 rechnet das Spiegel mit einem Umsatz von 50 Millionen Dollar, 2016 soll dieser sich auf 200 Millionen Dollar vervierfachen. Für die Zukunft ist ein Börsengang von Snapchat geplant.[12]
Einzelnachweise
(1) The Guardian
(2) Zdnet.de (1)
(3) YouTube
(4) Adzine.de
(5) Onlinefacts.de
(6) Handelsblatt.com
(7) Businessinsider.com
(8) Focus.de
(9) Horizont.net
(10) Meedia.de
(11) Zdnet.de (2)
(12) Meedia.de (2)
(13) http://www.businessinsider.com/snapchat-buys-looksery-2015-9?IR=T