Re:publica
Seit dem Jahr 2007 findet die Konferenz re:publica jährlich in Berlin statt und versteht sich als ein Treffpunkt der digitalen Gesellschaft und jedem, der sich damit auseinandersetzt. Während der Vorträge, Workshops und Diskussionen können die Teilnehmer ihr Wissen austauschen und ihr Netzwerk erweitern.
Ausrichter ist die republica GmbH, deren Gesellschafter die Agentur newthinking communications sowie der Spreeblick Verlag sind. Diese Firmen sind die Herausgeber der Blogs netzpolitik.org und spreeblick.com.
Entwicklung
2007 fand die erste re:publica in Berlin statt. Etwa 700 Besucher tauschten sich drei Tage lang in der Kalkscheune zum Thema „Leben im Netz“ aus. Die Internetkonferenz gewann über die Jahre im In- und Ausland an Bedeutung. 2018 kamen an die 10.000 Menschen zur Berliner Station am Gleisdreieck. 950 Vortragende aus aller Welt boten 500 Stunden Programm [1]. Damit zählt die re:publica zu einer der größten Konferenzen im Bereich Digitalisierung und Gesellschaft in Europa und genießt den weltweiten Ruf eines außergewöhnlichen Festivals für digitale Kultur.
Anfangs nahm hauptsächlich Fachpublikum an den Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops teil. Im laufe der Jahre versuchten die Veranstalter mit ihren vielseitigen Themenfeldern eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Der von res publica („öffentliche Sache“) abgeleitete Name [2] wurde zum Programm: mittlerweile informieren sich nicht nur die Besucher vor Ort über unterschiedlichste Themen im Bereich Medien, Politik, Technik, Kultur und Entertainment. Dank vieler Presseberichte, Livestreaming und Aufzeichnungen können sich Interessenten weltweit mit den aktuellen Entwicklungen auseinandersetzen.
Zielsetzung
Das re:publica Team möchte eigenen Angaben zufolge Chancen und Vorteile der Digitalisierung in verschiedenen Lebensbereichen aufzeigen. Gleichzeitig darf aber auch der kritische Blick hinter die Kulissen nicht zu kurz kommen [3]. Sie wählen bewusst Akteuere aus der Netzgemeinde, BloggerInnen, Social-Media ExpertInnen, WissenschaftlerInnen, UnternehmerInnen, JournalistInnen, AktivistInnen und KüntlerInnen aus verschiedenen Fachschaften aus, um Themen von unterschiedlichen Seiten aus darzustellen, zu bewerten und Vorschläge für die Zukunft zu geben.
Diese Vielfalt an SpeakerInnenn spiegelt sich auch im Publikum wieder. Der direkte Austausch von Wissen und die Vernetzungsmöglichkeit von ExpertInnen und AnwenderInnen ermöglicht Synergien und neue Innovationen zwischen verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft [4]. Kreative Menschen und Vordenker können interessante Themen, Ideen oder Projekte einreichen und damit selbst zu dem vielseitigen Programm beitragen. Die Besucher der re:publika verbreiten als Multiplikatoren viele dieser Gedanken und ermöglichen damit einer breiteren Bevölkerungsschicht eine Auseinandersetzung mit wichtigen Zukunftsthemen.
Fundiertes Fachwissen ist keine Grundvoraussetzung für den Besuch der re:publica. Die Veranstalter schaffen mit vielen Workshops und dem Maker Space auch für Neulinge und Kinder Angebote zum Experimentieren, Basteln und Lernen. Wissensaustausch soll für alle möglich sein [5].
In den letzten Jahren konnte man beobachten, dass die re:publica mehr politische Themen aufgreift. Medienschaffende und Start-up-Gründer diskutieren mit Datenschützern und Politikern. Technische Möglichkeiten werden hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen kritischer hinterfragt, große Unternehmen stärker zur Verantwortung gezogen [6]. Es werden notwendige gesellschaftliche Debatten angestoßen oder weitergeführt.
Um dem Kritikpunkt des Elfenbeinturms entgegenzuwirken, wollen die Veranstalter mit dem Netzfest ihre Themen effektiver in die Gesellschaft tragen. Im Anschluss an die re:publica fand 2018 erstmals auf dem Außengelände der Station Berlin bei freiem Eintritt ein buntes Programm mit Live-Musik, Workshops und Ständen verschiedener Organisationen statt [7]. Das digitale Volksfest sollte komplexe Themen für jeden erlebbar machen. Diese Idee wurde gerne von Besuchern und Familien wahrgenommen, denen ein reguläres Ticket zu teuer war oder die bisher wenig Anknüpfungspunkte mit der Fachtagung hatten.
Diversität
Großes Augenmerk legen die Veranstalter auf Diversität. Beispielsweise beträgt der Anteil von Frauen bei den SpeakerInnen mittlerweile knapp die Hälfte. Das führt auch zu mehr weiblichen Besuchern, was bei dem Themenbereich eher untypisch ist. Bewusst gefördert wurde auch die Teilnahmemöglichkeit für Menschen mit körperlichen Einzigartigkeiten durch barrierefreie Zugänge. Das Konzept der Vielseitigkeit mit Menschen aus verschiedenen Ländern und unterschiedlicher Altersklassen schafft eine besondere Form des Miteinanders. Die Basis bildet das gemeinsame Interesse dafür, was das Internet mit dem eigenen und dem Leben anderer macht [8]. Es gibt wenig Veranstaltungen im Bereich der digitalen Gesellschaft mit ähnlich ausgewogenen BesucherInnenstrukturen.
Kooperationspartner
Die Größe der Veranstaltung und die Vielfalt an Themen ist auch für Förderer und Partner interessant. Seit 2014 besteht unter anderem eine Kooperation mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg, der Bundeszentrale für politische Bildung und der MEDIA CONVENTION Berlin, dem Kongress der internationalen Medienbranche. Mit diesen Kooperationspartnern werden auch Subkonferenzen zu unterschiedlichen Themen veranstaltet, wie beispielsweise 2016 „re:fugees“ zum Thema Migration und Integration. 2017 stand „sub:marine“, passend zum Thema „Meere und Ozeane“ auf dem Programm. Auf der Webseite von re:publica finden sich weitere Beispiele für Partnerschaften mit Institutionen, Ministerien, NGOs, Unternehmen und anderen Organisationen.
Internationale Zusammenarbeit
2016 fand erstmals ein Ableger der re:publica außerhalb von Deutschland statt. Einen Tag lang tauschten sich 33 SpeakerInnen in Dublin (Irland) auf drei Bühnen mit mehr als 200 Teilnehmern aus. Der Erfolg ermutigte die Veranstalter 2017 dort und zeitgleich in Thessaloniki (Griechenland) zu einer Wiederholung.
Ende 2018 soll es eine re:publica in Accra, der Hauptstadt von Ghana, in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geben. Daneben plant das re:publica Team mit Partnern des Auswärtigen Amtes, dem Goethe Institut und dem Bundesverband der Deutschen Industrie im Rahmen eines Deutschlandjahres ab Oktober 2018 zahlreiche Projekte, Events und Workshops in den USA [9].
Themen und Veranstaltungen
- 2007 re:publica’07 – Leben im Netz
- 2008 re:publica’08 – Die kritische Masse
- 2009 re:publica’09 – Shift happens
- 2010 re:publica’10 – now here
- 2011 re:publica’11 – http://11.re-publica.de
- 2012 re:publica’12 – Act!on
- 2013 re:publica’13 – IN/SIDE/OUT
- 2014 re:publica’14 – INTO THE WILD
- 2015 re:publica’15 – Finding Europe
- 2016 re:publica’16 – TEИ
- 2017 re:publica’17 – Love out Loud!
- 2018 re:publica’18 – POP
Weblinks
http://www.zeit.de/digital/internet/2012-05/republica-2012-konferenz-spirit
https://www.youtube.com/channel/UC2p_as5NqbGc9jaSQFsBT-g
https://www.zeit.de/digital/internet/2018-05/republica-berlin-chelsea-manning-algorithmen-kontrolle
https://netzpolitik.org/2018/netzfest-das-erste-digitale-volksfest-in-berlin/
https://www.station-berlin.de/de/
https://www.berlin.de/wirtschaft/messen/1663128-1612022-republica.html
https://www.globalinnovationgathering.org/2018/05/02/gig-republica-2018/
https://medium.com/deutsch/über-vielfalt-bei-der-re-publica-26964df62eeb
https://www.com-magazin.de/news/internet/re-publica-meldet-besucherrekord-1535856.html
Einzelnachweise
- dpa: re:publica meldet Besucherrekord com-magazin, 04.05.2018, abgerufen am 21. Mai 2018
- Jürgen Stüber: republica – Wenn Nerds weitgehend unter sich bleiben Berliner Morgenpost, 08.05.2013, abgerufen am 21. Mai 2018
- re:publica: Über die re:publica re-publica.com, 2017, abgerufen am 21. Mai 2018
- Laura Berchthold: Leadership in the Digital Era: Four lessons from re:publica 2018 Medium, 11.05.2018, abgerufen am 21. Mai 2018
- Lena K Punkt: Wo ihr auf der re:publicaTEN programmieren und basteln (lernen) könnt Medium, 29.04.2016, abgerufen am 21. Mai 2018
- Eike Kühl: Zwischen Fakten und Fake, Haltung und Hate Zeit Online, 02.05.2018, abgerufen am 21. Mai 2018
- berlin.de: Re:publica Hauptstadtportal, 02.05.2018, abgerufen am 21. Mai 2018
- Johnny Haeusler: Über Vielfalt bei der re:publica Medium, 18.05.2015, abgerufen am 21. Mai 2018
- re:publica: Breaking News: re:publica goes USA re-publica.com, 04.05.2018, abgerufen am 21. Mai 2018