NGOs

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Plural für NGO, aus dem englischen für Non-Governmental Organisation (bzw. aus dem deutschen NRO, Nicht-Regierungs-Organisation oder auch Nicht-Staatliche Organisation) ist eine Organisation, die zivilgesellschaftliche Interessen vertritt und nicht gewinnorientiert arbeitet. Nichtstaatlich hat hier die Bedeutung von staatsunabhängig oder regierungsunabhängig. Dazu zählen auch Gewerkschaften, Kirchen und Bürgerrechtsinitiativen, sowie Arbeitgeberverbände und Sportvereine. Wichtige Betätigungsfelder sind humanitäre Hilfe, Entwicklungs-, Umwelt- und Menschenrechtspolitik [1].

Begriff

Von der Wissenschaft wird der Begriff Non-Profit Organisation (NPO) bevorzugt, da der Begriff NGO noch unschärfer definiert ist [2].

Zu den Begriffen Non-Governmental Organisation (NGO), Nicht-Regierungsorganisation (NRO) wird teilweise der Begriff Nicht-staatliche Organisation (NSO) verwendet, da dieser den angloamerikanischen Begriff governmental passender übersetzt. Auch wenn die präzise Übersetzung für Regierung aus dem amerikanischen Englischen nicht government sondern administration wäre, so hat sich doch der Begriff NGO weitgehend durchgesetzt. Weitere Begriffe wären: independent sector, volunteer sector, civic society, grassroots organisation sowie transnational social movement organisation, private voluntary organisation, self-help organisation, häufig auch non-state actor (NSA) [3].

Teilweise wird im Deutschen auch der Begriff Dritter Sektor verwendet, der auf den US-amerikanischen Soziologen Amitai Etzioni zurückgeht und sich bereits in den 1970 Jahren durchsetzte [4].

Geschichte der NGOs

Die Geschichte der NGOs geht mindestens bis ins späte achtzehnte Jahrhundert zurück [5]. Schätzungen gehen davon aus, dass es 1914 bereits über 1000 internationale NGOs gegeben hat [6]. Internationale NGOs waren aktiv in der Anti-Sklaverei-Bewegung und in der Bewegung für das Frauenwahlrecht. Seinen Höhepunkt erreichte dieser Zeitgeist 1932 in der Genfer Abrüstungskonferenz [7]. Mit dem Roten Kreuz gründete sich 1863 die erste humanitäre Organisation der Welt. Allerdings geht der Begriff NGO vor allem auf die Aktivitäten der 1945 gegründeten Vereinten Nationen (VN, engl. UN für United Nations oder UNO, United Nations Organisation), die mit diesem Begriff staatliche Organisationen von nicht-staatlichen begrifflich trennen wollten. Der Begriff ist in Artikel 71 in Kapitel 10 der Charta der Vereinten Nationen dokumentiert. Darin ist der konsultative Status der NGOs festgelegt [8]. Die erste Definition für eine “Internationale Nichtregierungsorganisation (INGO)“ wurde zuerst in der Resolution 288 (X) von ECOSOC am 27.02.1950 erwähnt und durch die Definition „jede internationale Organisation, die nicht durch einen internationalen Vertrag gegründet ist“ beschrieben. In Kapitel 27 der Agenda 21 wurde die wichtige Rolle von NGOs und anderen „Hauptgruppen“ in der nachhaltigen Entwicklung anerkannt [9], was zu intensiven Beziehungen zwischen den Vereinten Nationen und den Nicht-Regierungsorganisationen führte [10]. NGOs haben also eine beratende Funktion beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC). Es ließ sich beobachten, dass die Zahl der gegründeten und aufgelösten internationalen Nicht-Regierungsorganisationen mit der Weltlage einhergeht. In Zeiten des Wachstums steigt die Zahl der NGOs und in Zeiten der Krise sinkt die Zahl der NGOs [11].

In den westlichen Ländern entwickelte sich der nicht-staatliche Sektor rasant und ist als Folge des Restrukturierungsprozesses des Wohlfahrtstaates zu sehen. Weitere globale Verbreitung erfuhr dieser Prozess nach dem Sturz des kommunistischen Systems und war ein wichtiger Teil des „Washington Consensus“ [12].

Durch die Globalisierung im 20. Jahrhundert wuchs die Bedeutung von NGOs. Viele Probleme können nicht innerhalb einer Nation gelöst werden. Internationale Verträge und internationale Organisationen wie die Welthandelsorganisation wurden in erster Linie an den Interessen der kapitalistischen Unternehmen ausgerichtet. In einem Versuch, diesem Trend entgegenzuwirken, haben NGOs begonnen, Humanitarismus, Entwicklungspolitik und nachhaltige Entwicklung zu betonen. Ein prominentes Beispiel dafür ist das Weltsozialforum, das in Konkurrenz zum Weltwirtschaftsforum steht, welches jährlich im Januar oder Februar in Davos, Schweiz abgehalten wird. Das erste Weltsozialforum wurde in Porto Alegre, Brasilien im Januar 2001 abgehalten und wurde von mehr als 1000 NGOs besucht [13].

In Bezug auf Umweltfragen und nachhaltige Entwicklung war der Weltgipfel in Rio im Jahr 1992 (Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung) der erste, der die Macht der internationalen NGOs zeigte, als etwa 2.400 Vertreter von NGOs eine zentrale Rolle bei den Beratungen spielten. Einige haben geltend gemacht, dass in Foren wie dem Weltgipfel NGOs die Rechte der Armen vertreten. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit war seither weitreichend [14].

Eine weitere Thematik, welcher sich NGOs widmen, ist die Ineffizienz des Überbaus globaler Strukturen. Ein Beispiel dafür wäre das Buch „Somalia: The Missed Opportunities“, das der ehemalige UN-Gesandte für Somalia Mohamed Sahnoun 1994 veröffentlichte. Darin macht er deutlich, dass NGOs die Vereinten Nationen in ihren Bemühungen, humanitäre Hilfe zu leisten, übertrafen. Dank Kompetenz und Engagement standen NGOs im starken Kontrast zu den von übertriebener Vorsicht und bürokratischer Ineffizienz geprägten Vereinten Nationen. So mussten alle UN-Gesandten für Somalia aus Sicherheitsgründen von Nairobi, Kenia aus arbeiten. Die Weigerung von Boutros Boutros-Ghali, dem damaligen UN-Generalsekretär, diese Kritik zu akzeptieren, führte zum frühen Ende der Mission von Mohamed Sahnoun in Somalia [15].

Typen

Typen von NGOs können dadurch unterschieden werden, wie sie ausgerichtet sind und wie sie arbeiten:

  • durch die Ausrichtung (karikativ, dienstleistungsorientiert, partizipatorisch, befähigend – „Hilfe zur Selbsthilfe“)
  • Niveau/Grad/Ebene der Unternehmung (innerhalb einer Gemeinde, das Stadtgebiet betreffend, national, international)
  • Track II Diplomatie (Nicht-Regierungs-Kontakte, informelle und inoffizielle Kontakte und Aktivitäten zwischen Privatpersonen oder Gruppen von Individuen, manchmal auch "nichtstaatliche Akteure" genannt)

Aktivitäten

NGOs lassen sich durch ihre Methoden unterscheiden:

  • Operative Methoden
  • Kampagnenarbeit
  • Sowohl operative Methoden als auch Kampagnenarbeit
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Projekt Management

Rechtsstellung

Zeitlicher Abriss:

1986: der Europarat legt ein Europäisches Übereinkommen über die Anerkennung der Rechtspersönlichkeit internationaler nichtstaatlicher Organisationen vor.
1991: Europäisches Übereinkommen tritt in Kraft. Ratifizierung beginnt. [16]
2007: Empfehlung des Europarats an die Regierungen der Mitgliedsstaaten, eine Gesetzgebung zu erlassen, die den rechtlichen Status für nationale NGOs sichert und sich dabei an mindestens den Minimalstandards zu orientieren.
2015: Etwa ein Viertel der Mitgliedstaaten ist dieser Konvention zur Rechtsstellung von internationalen Nichtregierungsorganisationen bisher beigetreten, so Belgien, Frankreich, Niederlande, Österreich, Schweiz und das Vereinigte Königreich u.a. [17] (Stand Sommer 2016).

Finanzierung

Viele NGOs erhalten finanzielle Mittel aus staatlichen Geldern. Das können Gelder von Kommunen, Bundesländer, Bundesministerien, Europäische Union oder UNO sein. Beispielsweise hat das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) private Träger mit ca. 64 Mio. € im Jahr 2014 unterstützt [18].

Oftmals sind NGOs aber auf die Unterstützung durch ehrenamtliche Arbeit und Spenden angewiesen. Auch Mitgliedsbeiträge und der Verkauf von Waren und Dienstleistungen tragen zur Finanzierung bei. Hier findet sich eine wichtige Aufgabe für Social Media Manager: Fundraising 2.0 und Social Campaigning, was dem Social Marketing und dem Beschaffen von Spendengeldern dient.

Bekannte NGOs

Liste bekannter NGOs: [19]

Amnesty International – 1961 in England gegründet
Brot für die Welt – 1959 in Deutschland gegründet
Care – 1945 in USA gegründet
Foodwatch – 2002 in Deutschland gegründet
Greenpeace – 1971 in Kanada gegründet
Human Rights Watch - 1978 in den USA gegründet
IntaHealth International – 1979 in USA gegründet
Médecins Sans Frontières (MSF) – 1971 in Frankreich gegründet
Menschen für Menschen – 1981 in Äthiopien gegründet
Misereor – 1959 in Deutschland gegründet
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) – 1899 in Deutschland gegründet
Oxfam – 1942 in England gegründet
Population Service International (PSI) – 1970 in USA gegründet
Terre des hommes - 1960 in der Schweiz gegründet
Welthungerhilfe – 1962 in Deutschland gegründet
World Vision International – 1950 in USA gegründet
WWF –World Wide-Fund – 1961 in der Schweiz gegründet

Einzelnachweise

[1] Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Nichtregierungsorganisation (NRO) (Stand: 29.07.2016)
[2] Gablers Wirtschaftslexikon: Non-Governmental Organization (NGO). (Stand 29.07.2016)
[3] Consenser.org: Nichtregierungsorganisation. (Stand 29.07.2016)
[4] Baumann, Ria: Infoblatt Der Dritte Sektor – NGOs. (Stand 29.07.2016)
[5] Davies, Thomas: The Rise and Fall of Transnational Civil Society: The Evolution of International Non-Governmental Organizations since 1839. (Stand: 30.07.2016)
[6] Oliver P. Richmond & Henry F. Carey: Subcontracting Peace – The Challenges of NGO Peacebuilding. (Stand: 30.07.2016)
[7] Davies, Thomas Richard: The Possibilities of Transnational Activism: the Campaign for Disarmament between the Two World Wars. (Stand: 30.07.2016)
[8] United Nations: Chapter X: The Economic and Social Council. (Stand 30.07.2016)
[9] United Nations Conference on Environment and Development. Chapter 27: Strengthening the Role of Non-Governmental Organizations: Partners for Sustainable Development. (Stand 30.07.2016)
[10] United Nations: Economic and Social Council. (Stand 30.07.2016)
[11] Boli, J. & Thomas, G. M. (1997) World Culture in the World Polity: A century of International Non-Governmental Organization. (Stand: 30.07.2016)
[12] Pawel Zaleski: Global Non-Governmental Administrative System: Geosociology of the Third Sector. (Stand: 30.07.2016)
[13] Bartlett, Lauren (2005): NGO Update. Human Rights Brief. (Stand 01.08.2016)
[14] Stone, Diane (2004): Transfer Agents and Global Networks in the 'Transnationalisation' of Policy. (Stand: 01.08.2016)
[15] Edge Induced Cohension: Book Review. Somalia: The Missed Opportunities. (Stand: 01.08.2016)
[16] Vertragsbüro des Europarates: Details zum Vertrag-Nr. 124. Europäisches Übereinkommen über die Anerkennung der Rechtspersönlichkeit internationaler nichtstaatlicher Organisationen. (Stand: 02.08.2016)
[17] Vertragsbüro des Europarates: Gesamtverzeichnis. Unterschriften und Ratifikationsstand des Vertrags 124. Europäisches Übereinkommen über die Anerkennung der Rechtspersönlichkeit internationaler nichtstaatlicher Organisationen. (Stand: 02.08.2016)
[18] Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit. Nichtregierungsorganisationen. Private Träger und Sozialstrukturträger. (Stand: 02.08.2016)
[19] Janssen, Nicole: Liste bekannter NGOs. (Stand: 02.08.2016)

Weiterführende Literatur

  • Die Umsetzung der globalen 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung, Forum Umwelt und Entwicklung, März 2016
  • Werner, Katharina: Politische und soziale Aufgaben von Non Profit Organisationen. Die Deutsche Welthungerhilfe e.V. Grin Verlag, München, 2016, 24 Seiten.