Livestreaming

Aus Social-Media-ABC
Version vom 15. Oktober 2021, 11:34 Uhr von Katrin (Diskussion | Beiträge)
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Unter Livestreaming versteht man die Echtzeitübertragung von Video- und Audiosignalen auf unterschiedlichen Plattformen, wie beispielsweise YouTube, Facebook, Instagram oder Twitch. Andere Plattformen wie z. B. Periscope oder Livestream haben sich ausschließlich auf dieses Feature spezialisiert.

Übersetzung

Der Begriff Livestreaming leitet sich vom englischen Adjektiv live und vom englischen Verb to stream ab. Live kann hier mit „direkt“, „aktuell“, im übertragenen Sinn mit „Echtzeit“ übersetzt werden. To stream bedeutet „strömen“ bzw. „fließen“. Unter Streaming versteht man die live oder leicht zeitversetzte Ausstrahlung von Audio- (Musik, Radio, Podcast) oder Videoinhalten (Filme, Serien, Videospiele) über das Internet.

Beschreibung

Seit 2015 steigt der Trend, seine Inhalte live als Event seinen Zuschauern zur Verfügung zu stellen. Es gibt viele Programme (Client), mit denen es möglich ist, auf diversen Plattformen live mit Zuschauern aus aller Welt in Interaktion zu treten. Bei einem Livestream werden Audio- und/oder Videosignale über einen sogenannten Encoder in ein für die Plattform "lesbares" Format gewandelt und direkt auf der angewählten Seite abgespielt. Dabei wird der Live-Feed immer etwas zeitverzögert an die Zuschauer übertragen. Immer mehr Social Media Manager und Internet Marketer nutzen Livestreaming, um ihre Reichweite und Interaktionen zu vergrößern. Mögliche Einsatzgebiete reichen vom Tutorial über Events, Sportveranstaltungen und Konzerte bis hin zu Produktpräsentationen.

Anfänge und Anwendungen

Livestreams wurden erstmals Mitte der 1990er Jahren bei Übertragungen von Veranstaltungen und Orten ausprobiert. Gerade das Spartenprogramm bekam dadurch mehr Attraktivität, die vorher nicht möglich oder die Einschaltquote zu gering gewesen wäre. Aufgrund der stetig wachsenden Anzahl von Internetnutzern sowie der technische Wechsel von ISDN auf DSL wuchs auch die Beliebtheit des Livestreamings. Ungebrochen ist auch die steigende Anzahl der Nutzer von Live-Stream-Plattformen. Laut einer Studie von Statista wuchs die Anzahle 2013 von 15,6 Millionen bis 2017 auf 24,3 Millionen an.

Anwendung findet Live-Streaming u.a. bei Videospielübertragungen. So wurde 2015 z.B. auf YouTube der Dienst YouTube Gaming für Computerspiele geschaffen. Einige Konsolen wie z.B. die PlayStation 4 oder Xbox One haben bereits seit Jahren Funktionen für das Livestreaming integriert. Bereits 2009 begann YouTube mit Liveübertragungen von Konzerten oder (Sport)Veranstaltungen. Nicht zu vergessen der stratosphären Sprung von Felix Baumgartner am 14.10.2012. Als zuverlässiger Dienst für Screen-Sharing und eine Fernwartung über das Internet hat sich insbesondere TeamViewer von 2005 bewährt. Eine weitere Anwendung findet Livestreaming in Chats mit zwei zufällig ausgewählte (unbekannten) Nutzern, auch „One-on-One“ genannt. Als Beispiele seien hier die Plattformen Chatroulette und Omegle genannt. Aber auch Pornowebseiten erweiterten stetig die Möglichkeit des Live-Streamings. Als Beispiel sei hier LiveJasmin erwähnt.

Technik

Um ein Video- und/oder Audiosignal live übertragen zu können, genügt im einfachsten Fall die integrierte Kamera- und Mikrofonfunktion eines Smartphones mit Internetzugang. Dabei wird das Livebild von einem sogenannten Encoder in ein für die jeweilige Plattform lesbares Format gewandelt und, abhängig von der jeweiligen Uploadgeschwindigkeit, in unterschiedlichen Qualitäten dargestellt. Um ein Bild in HD-Qualität streamen zu können, ist beispielsweise eine Uploadgeschwindigkeit ab ca. 2,5 Mbit/s empfehlenswert. Für 4k Videos wird eine Geschwindigkeit von 10 bis 35 mbit/s empfohlen. Der erste weltweite Livestream in 4K war im Jahr 2014. Die Aufführung von Verdis Nabucco aus der Wiener Staatsoper wurde als erstes Event in einer 4K Auflösung gestreamt. Youtube bietet 4k seit 2016 an.

Mittlerweile gibt es sowohl für Android als auch für Apple-Smartphones und Tablets zahlreiche Livestreaming-Apps mit vorkonfigurierten Settings für die unterschiedlichen Plattformen. Die bekannten Apps von Facebook, Twitter, Periscope und Instagram haben einen integrierten "Live-Button", um jederzeit auf Sendung gehen zu können.

Die Auswahl des Zielpublikums kann auf manchen Plattformen (beispielsweise YouTube, VIMEO) mittels passwortgeschütztem Zugang eingeschränkt werden. Selbst "Eintrittsgeld" kann über sogenannte pay-per-view-Lösungen kassiert werden. Dacast bietet eine solche Lösung an.

Bei aufwendigeren Livestreams mit mehreren Signalquellen wird spezielle Hard- und Software benötigt. Zudem steigt der personelle Aufwand (Kameraleute, Regie, Tontechnik). Eine beliebte Software ist die Open Broadcaster Software (OBS), welche für die meisten Plattformen verwendet werden kann. Dort hat man neben der Möglichkeit, unterschiedliche Kamerasignale einzubinden, die Möglichkeit Layout, Musik, Anmerkungen und Interaktionen individuell anzupassen. Eine andere beliebte Software für Livestreaming ist die Lösung von livestream. Mit der Software-basierten Regielösung HD550 können bis zu 5 Kamerasignale per SDI oder HDMI eingebunden werden. Ebenfalls können weitere Videosiganle über NDI, RTP oder RTSP empfangen werden. Direkt über die Software livestream hat man die Möglichkeit, das produzierte Livesignal über Vimeo, Livestream, Facebook, Periscope, Ustream, YouTube , Akamai, Wowza Media Server, Twitch oder über RTMP zu streamen. Auch Grafiken,Trenner, CSV-Dateien, Chroma Key und andere Funktionen bietet livestream.


Streaming-Protokolle

Zu einem Livestream gehört auch ein entsprechendes Protokoll. Das bedeutet, die Übertragung eines Livestreams erfolgt über ein verbindungloses Protokoll. Die eingesetzten Protokollarten sind RTP/RTSP oder RTMP.

RTMP

RTMP heißt Real Time Messaging Protocol. Ursprünglich wurde das Streaming-Protokoll von Macromedia entwickelt. Allerdings wurde Macromedia 2009 von Adobe aufgekauft und gehört nun zu den Adobe-Produkten. RTMP überträgt Daten wie Video/ Audio von einem Mediaserver zu einem Flash-Player. Das Protokoll baut permanente Verbindungen auf, um virtuelle unabhängige Kanäle zu öffnen. Die Kanäle sind für die Übertragung von Video und Audio zuständig. Aber auch um entfernte Prozesse aufzurufen und Datenraten zu bestimmen. Für einen stabilen Datenfluss wird der Stream durch das RTMP-Protokoll in einzelnen Fragmente gegliedert, die zwischen Client (Flash-Player) und dem Server geschickt werden. RTMP zeichnet sich durch seine kurzen Latenzzeiten aus.

RTP

RTP heißt Real-Time Transport Protocol. Wie der Name schon verrät ist RTP ein Echtzeit-Protokoll. RTP stellt die Möglichkeit Echtzeitübertragung von Multimedia-Daten über Unicast- oder Multicast-Dienste bei ihrer Ankunft zu verwalten. Der Transport von Daten wird mit einem Steuerprotokoll kombiniert. Dadurch kann RTP Datenverluste melden und entsprechend reagieren. Das RTP-Protokoll hat folgende Komponenten:

[1]

  • eine Sequenznummer, die verwendet wird, um verlorene Pakete zu erkennen;
  • eine Nutzlast-Identifikation, die die spezifische Medienkodierung beschreibt, so dass sie geändert werden kann, wenn sie sich an eine Variation der Bandbreite anpassen muss;
  • eine Frame-Indikation, die den Anfang und das Ende jedes Frames markiert;
  • eine Quellenidentifikation, die den Urheber des Frames identifiziert;
  • und eine Intramedia-Synchronisation, die Zeitstempel verwendet, um verschiedene Verzögerungs-Jitter innerhalb eines einzelnen Stroms zu erkennen und zu kompensieren.


Livestreaming und Social Media

Der Trend geht in Richtung Live Event. Wer im Internet seine Reichweite vergrößern möchte, kommt nicht darum herum, sich mit Livestreaming auseinander zu setzen.

Die direkte Interaktion mit dem Publikum macht den Reiz eines Livestreams aus. So kann im eingeblendeten Chatfenster direkt auf Kommentare und Fragen reagiert werden. So erfreuen sich beispielsweise Live-Tutorials und Produktpräsentation einer immer größer werdenden Beliebtheit.

Livestreaming und Marketing

Internet Marketeer entdeckten früh die Möglichkeit, Echtzeitübertragungen in ihren Verkaufsprozess einzubinden. So nutzen Marketing Stars wie Oliver Schmuck Livestreaming, um ihren Besucherkreis zu vergrößern und potentiellen Kunden die Vorteile ihrer Produkte zu vermitteln. Dabei gehen sie stark auf Fragen und Wünsche der Zuschauer ein und treten in eine Gruppenkonversation. Laut einer Statistik von Said Shiripour, einem jungen Internet Marketeer, ist es möglich, durch regelmäßige Livestreams seine Besucherzahlen zu verdoppeln. Gerade als Kurs oder Webinar lässt sich ein Livestream vermarkten, da diese in der Regel aufgezeichnet werden und für eine weitere Nachbearbeitung zu benutzen sind.

Monetarisierung

Es ist nicht ganz einfach einen finanziellen Nutzen aus Livestreaming zu ziehen. Manche Streamer nutzen u.a. die Möglichkeit der Einspielung von Werbung, kostenpflichtige Kanalmitgliedschaft oder Abos mit Zusatzfunktionen oder richten einen Merchandise-Bereich ein. Viele streben es an, aber nicht jeder wird damit erfolgreich.

Risiken und Gefahren

Streaming ist leider auch seit Ende der 2000er Jahre allgemein gebräuchlich zur Weitergabe von raubkopierten Daten und Inhalten. Dies führte zu einer rechtlichen Reaktion von Produzenten und Sendern, die legale kostenlose als auch kostenpflichtige Streaming-Plattformen geschaffen haben. Um Streamern einen finanziellen, seelischen oder körperlichen Schaden zuzufügen, werden Livestreams u.a. für Aktionen wie Spendenbetrug, Telefonstreiche, Veröffentlichen von privaten Daten und Adressen, Verletzen der Privatsphäre missbraucht, was als weitere Konsequenz z.B. Stalking oder Cyber-Mobbing nach sich ziehen kann.

Die rechtliche Seite

Auch wenn mittlerweile die Durchführung eines Livestreams selbst für Laien einfach geworden ist, sollte nie außer Acht gelassen werden, dass sowohl Persönlichkeits- als auch Urheberrechte stets berücksichtigt werden müssen. Ohne ausdrückliche Erlaubnis der gezeigten Personen darf nicht gestreamt werden. Das Gleiche gilt für die Ausstrahlung von Musiktiteln (vor allem auch bei Konzerten). Sowohl YouTube als auch Facebook haben mittlerweile einen Algorithmus implementiert, der urheberrechtlich geschützte Musik erkennt und den Livestream sofort abschaltet. Bei wiederholtem Missbrauch droht eine Sperrung des Accounts.


Sendelizenzen für Livestreams

Die Streaming-Anbieter und zahlreichen Livestreams verdrängen Schritt für Schritt das lineare Fernsehen. Livestreams gehören, gerade für die junge Zielgruppe, zum Alltag dazu. Täglich wird auf Facebook, Twitch oder YouTube live gestreamt. Ein bekannter Internetsender ist zum Beispiel Rocket Beans TV aus Hamburg. Die Rocket Beans streamen 24 Stunden lang, 7-mal die Woche, live auf YouTube ihre Sendungen. Das wird als Programmfernsehen angesehen und bedarf einer Sendelizenz. Livestreams die immer zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichbar sind werden dadurch mit dem klassischen, linearen Fernsehen vergleichbar. Für das klassische Fernsehen gelten spezielle Vorschriften. Um eine freie und öffentliche Meinungsbildung und Meinungsvielfalt zu sichern und zu gewährleisten sind diese Vorschriften notwendig. Somit auch für lineare Livestreams. Die Zulassungspflicht und die Regulierung durch die Landesmedienanstalten soll einen potenziellen Missbrauch verhindern.

Aber nicht jeder Livestream braucht eine Sendelizenz. Livestreams die rechtlich eine Sendelizenz brauchen, müssen folgende Kriterien aufweisen.

  1. der Livestream erreicht mehr als 500 Personen gleichzeitig
  2. die Inhalte des Livestreams sind journalistisch-redaktionell gestaltet
  3. es ist ein deutlicher Sendeplan sichtbar und der Livestream erfolgt immer zu bestimmen Zeiten (linear)

Wiederum sind Videos und Livestream auf Abruf zulassungsfrei. Kriterium ist hierbei das der Nutzer einen individuellen Startzeitpunkt bestimmen kann oder zeitversetzt schauen kann. Dies ist derzeit beispielsweise bei den meisten Videos auf YouTube, Vimeo oder Facebook der Fall. Internetradios, die nicht über 500 Ports gleichzeitig verteilen, sind als reine Audio-Streaming-Angebote nicht zulassungspflichtig.

Um die Beantragung und Vergabe der Sendelizenzen kümmern sich die ansässigen Landesmedienanstalten der jeweiligen Bundesländer. Eine Sendelizenz kostet zwischen 100 und 10.000 Euro. Im Bundesland Sachsen-Anhalt kostet eine Lizenz für 5 Jahre um die 500 Euro.


Fachbegriffe

Als Hoster wird die Person bezeichnet, welche den Live Stream leitet und Zuschauern zur Verfügung stellt.
Ein Client steht für eine Anwendung, sprich die Software, die benötigt wird, um Einstellungen an seinem Live Stream zu unternehmen und diesen online zu stellen.

Weblinks

Livestream und Recht

Livestream Software - eine Alternative zu OBS, allerdings in der Free-Version auf zwei Kamerasignale beschränkt.

Über Said Shiripour und wie man seine Reichweite im Netz vergrößert.
Future Sale mit Live Streaming mit Oliver Schmuck.
Wie richte ich einen Live Stream ein? Tutorial auf YouTube

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Weltweit-erster-4K-Livestream-ueber-das-Internet-2183980.html

Streaming-Protokolle https://kompendium.infotip.de/streaming-media.html

Checkliste für Sendelizenzen https://www.die-medienanstalten.de/fileadmin/user_upload/Rechtsgrundlagen/Richtlinien_Leitfaeden/Checkliste_-_Streaming-Angebote_im_Internet.pdf

https://www.die-medienanstalten.de/themen/zulassung/

Spartenprogram https://de.wikipedia.org/wiki/Spartenprogramm

nutzung-von-livestreaming-in-deutschland/ (abgerufen am 13.10.2021)

Geschichte_und_Entwicklung_des_Streaming_Media

Felix_Baumgartner

https://www.netzwelt.de/news/151037-younow-gefaehrlich-streaming-portal.html