The Well
The Well (kurz für: Whole Earth Lectronic Link) ist ein Online-Forum, das 1985 von Stewart Brand und Larry Brilliant gegründet wurde, um ursprünglich die Konferenz-Software von Larry Brilliants Firma NETI zu vermarkten. Rasch zog die Plattform Mitglieder an, die sich selbst Well-Beings nennen und dazu beitrugen, das Forum in ein „digitales Dorf“ zu verwandeln.
The Well war nicht das erste Forum in der damaligen Zeit – es gab bereits andere Plattformen, die wie ein virtuelles schwarzes Brett funktionierten, in denen sich die Themen überwiegend rund um Computer und Technik drehten.
Das Besondere an The Well ist, dass es eine Online Community hervorbrachte, die für die damalige Zeit einzigartig und avantgardistisch war, Geschichte geschrieben hat und bis heute noch in manchen Köpfen und Schlagzeilen präsent ist.
Die Community hat sehr früh auf eindrucksvolle Art bewiesen, dass sich das Leben außerhalb des Internets mit dem digitalen Handeln überschneiden kann: In einem digitalen Umfeld, in dem die realen Namen verwendet werden, werden reale soziale Beziehungen aufgebaut. Die weltweit erste Online-Hochzeit wurde zwischen „Well-Beings“ geschlossen und wurde im Mai 1988 gefeiert. 1995 war Tom Mandel wohl einer der ersten der öffentlich von seinen Sterbeerfahrungen berichtete, und das auf The Well. Das Mitglied, das seit den Anfängen in 1985 rege mitgewirkt hat, teilte seinen Freunden von seiner Lungenkrankheit mit und verabschiedete sich von ihnen. In den elf darauffolgenden Tagen bis zu seinem Tod standen ihm die Mitglieder von The Well online zur Seite. Ähnliche Phänomene analysiert Howard Rheingold, ein weiteres Mitglied von The Well, in seinem Buch „Virtuelle Gemeinschaft: Soziale Beziehungen im Zeitalter des Computers“ das 1993 erscheint.
Im Vordergrund steht bei The Well auch heute noch der Austausch und die Diskussion. Die unterschiedlichsten Themen werden in Konferenzen besprochen. Zahlreiche Ideen und Unternehmungen haben dort ihren Ursprung.
Die Konferenzthemen sind den folgenden Kategorien zugeordnet:
- Arts, Entertainment and the Media
- Computers, Tools and Science
- Home and Private Life
- Mind, Spirit and Health
- Money and Livelihood
- Recreation and Adventure
- Regions
- Society, Politics and Education
- Using The WELL
Die Kommunikationskultur war damals schon intellektueller und anspruchsvoller geprägt, als es in den meisten Netzwerken der Fall war. Die Mitglieder selbst stammten in den Anfangsjahren aus einer recht illustren Gesellschaft, zumal es in den 80er Jahren auch aus Kostengründen noch nicht weit verbreitet und naheliegend war, sich per Modem über die Telefonleitung mit dem Internet zu verbinden.
The Well war nie ein Massenphänomen. In den Hochzeiten zählten bis zu 14.000 zu seinen Mitgliedern. In der Anfangszeit verpflichteten sie sich bis zu 3 Dollar pro Stunde zu bezahlen und auch heute noch werden Abogebühren verrichtet. Auf Werbung wird verzichtet. Eine Zeit lang sah man hinter der Online-Plattform ein vielversprechendes lukratives Geschäft. Heute allerdings ist es lediglich den verbliebenen Mitgliedern noch ein Anliegen, The Well, und die Inhalte, die sich darin befinden, aus nostalgischen Gründen am Leben zu erhalten. Langjährige Mitglieder sind nun auch Besitzer der Plattform, nachdem sie 2012 zum vierten Mal zum Verkauf stand.
Weblinks
- Ende der Ur-Netzcommunity The Well: Die Quelle versiegt von Frank Patalong auf Spiegel online
- Nutzer übernehmen The WELL auf heise online
Lektüretipp
- The Epic Saga of The Well von Katie Hafner (englisch)