Imageboard
Ein Imageboard ist ein Forum mit Fokus auf visuellen Beiträgen wie Fotos und Videos anstatt von Texten, die kommentiert und bewertet werden können. n den meisten Fällen gibt es auf der Startseite die Kategorien "Neu" und "Beliebt", darüber hinaus sind die Beiträge thematisch über verschiedene Threads, Boards und/oder Tags gegliedert. Größtenteils sind hier beliebige Beiträge wie Bilder von Haustieren und Memes zu finden, aber auch Threads mit Schockbildern und Pornographie.
Prominente Beispiele
Prominente Beispiele für Imageboards sind 4chan, welches als Nachfolger des japanischen Futaba Channels entstanden ist, das pr0gramm oder krautchan, welches bis 2018 online war.
Merkmale
Imageboards lassen sich ohne Registrierung und Login nutzen, bei einigen Boards, wie dem wohl bekanntesten 4chan existiert nicht einmal die Möglichkeit, einen Account einzurichten. Bei wiederum anderen Beispielen ist der Upload von Beiträgen an das Besitzen eines Accounts geknüpft. Auch bestimmte Teile eines Imageboards können an den Besitz eines Accounts gebunden sein. So lassen sich auf dem Board pr0gramm nur Beiträge der Kategorie SFW (Abkürzung für Safe for work) einsehen, nicht aber die Kategorien NSFW (not safe for work) und NSFL (not safe for life) [1]. Bilder lassen sich in der Regel kommentieren und upvoten bzw. downvoten und mit Tags versehen. Im prominenten Fall von 4chan sind die Beiträge allerdings nicht dauerhaft einsehbar. Um die Server zu entlasten, werden alte Posts durch neue Post verdrängt und gelöscht [2].
Anonymität
Unabhängig davon, ob ein Account notwendig ist oder nicht - bei allen Boards spielt Anonymität eine große Rolle. Anders als bei anderen Social Media Plattformen und Foren sagen die - falls vorhanden - entsprechenden Accounts und Profile nicht wirklich viel über den dahinter stehenden User aus. Lediglich die Anzahl von Tags und Kommentaren, Nutzungsdauer und Qualität der Beiträge, die durch andere User mit Upvotes und/oder Downvotes bewertet werden können, ist im Profil sichtbar. User können sich hier keinen Namen durch Profilbilder und Statusupdates machen, weshalb es besonders darauf ankommt, welche Aufmerksamkeit die geposteten Beiträge bekommen. Oft finden sich hier also brutale Bilder von Gewalttaten und Unfällen. Da die Beiträge in der Regel nicht moderiert und zensiert werden, gelten Imageboards einerseits als "maximal ideologiefreier Ort" [3], ein Ort, an dem User "die Wahrheit sagen können (...), ohne dass sie Repressionen fürchten müssen" [4] , gleichzeitig bietet aber ebendiese Anonymität Schutz vor illegalen Handlungen, angefangen beim Verletzen des Urheberrechts und Verbreitung von Hassreden bis hin zu schwerwiegenderen Verstößen.
Likes
Durch Posts, Kommentare und Tags lassen sich oftmals "Punkte" sammeln; User können diese bewerten und sich selbst durch besonders beliebte Beiträge im Ranking nach oben arbeiten. Ähnlich wie auf Facebook der Daumen-Hoch-Button und auf Instagram der Herz-Button zur Bekundung des Gefallens fungieren, sind es auf den Imageboards eigens geschaffene Begriffe wie "lulz" (von "lol= laughing out loud" abgeleitet), die das Votum widerspiegeln [5].
Raids
Raid ist ein Begriff aus dem Bereich der Computerspiele. Hier spielen sie vorrangig in Massively Multiplayer Online Role-Playing Games (MMORPG) eine Rolle und bezeichnen das Zusammentreffen mehrere Spieler, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen [6]. Diese Vorgehen ist von Computerspielen auch auf Netzwerke übergegangen. Hier bezeichnet ein Raid dann beispielsweise das Einfallen von Usern auf andere Websites, um diese zu sabotieren [7]. In neuerlichen Raids wurden aber auch schon Protest und Wut für eine gute Tat eingesetzt. Nachdem der Sicherheitsexperte Brian Krebs die Identität der pr0gramm-Macher öffentlich gemacht hatte, spendeten tausende Nutzer Geld für die Krebshilfe [8].
Subkultur
User von Imageboards bilden oftmals eine eigene Subkultur. So entsteht durch das kreative Taggen und Kommentieren ein eigener Soziolekt, also eine eigene Sprachwelt, die gewissermaßen die Insider von den Outsidern unterscheiden. Wer dann Begriffe aus dem Imageboard nutzt, die niemandem außerhalb bekannt sind, differenziert sich von den Nicht-Usern oder gibt sich anderen Usern zu erkennen. Beiträge, die niedliche Haustiere enthalten, werden beispielsweise oft mit "Süssvieh" getaggt. Weiterhin gibt es spezielle Regeln, an die sich user halten müssen, um nicht gesperrt zu werden [9].
Problematiken
Gerade die von den Usern so geschätzte Anonymität birgt viele Probleme. Einerseits bietet sie Grundlage für Meinungsfreiheit ohne Angst vor Ausgrenzung, Mobbing, Anderssein oder sogar Strafverfolgung, andererseits sorgt sie für eine enthemmtere Kommunikation. Hassreden können leicht und schnell verbreitet werden und Täter werden in der Regel nicht mit der Reaktion des Opfers konfrontiert oder müssen mit kritischen Reaktionen aus dem Umfeld rechnen [10].
So sind Imageboards vor allem kritisch in den Medien betrachtet worden im Zusammenhang mit Ankündigungen von Straftaten bzw. dem Posten von Bildern von Opfern. So spielte krautchan eine Rolle in der Untersuchung um den Amoklauf von Winnenden, den der Amokläufer bereits im Vorfeld im Board angekündigt haben soll. Tatsächlich handelte es sich hierbei Fälschung [11], dennoch entbrannte eine Diskussion um Anonymität im Netz. Auch der Fall um Marcel H. sorgte im März 2017 für Aufsehen, da dieser auf seiner Flucht Bilder seines Opfers verschickte, die dann später auf 4chan auftauchten [12]. 4chan spielte außerdem eine Rolle in der GamerGate-Bewegung [13][14] sowie im Diskurs um den Attentäter von El Paso [15], der auf dem Board zelebriert wird. Obwohl die Plattform lange Zeit für kreative Beiträge bekannt war, zog sie im Laufe der Zeit immer mehr Rechtsextreme und Frauenhasser an und radikalisierte sich zunehmend [16].
Weblinks
[1] Ottlik, V.: Regel #1: man spricht nicht über die Imageboard-Online-Plattform pr0gramm (2019). Abgerufen am 30.09.2019 unter https://blog.xeit.ch/2019/04/regel-1-man-spricht-nicht-ueber-die-imageboard-online-plattform-pr0gramm/
[2] Götte, H.: Die Online Community "4chan.org" als Beispiel für virtuelle Aneignung (Seminararbeit an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig). Abgerufen am 29.09.2019 unter http://archive.fo/PiyTT#selection-165.0-165.69
[3] Heldt, A.: Anonyme Äußerungen im Netz: Der Fall 4chan (2017). Abgerufen am 29.09.2019 unter https://www.hiig.de/anonyme-aeusserungen-im-netz-der-fall-4chan/
[4]Dibbel, J. & Bolduan, G.: Wo die wilden Kerle wüten (2010). Abgerufen am 28.09.2019 unter https://www.heise.de/tr/artikel/Wo-die-wilden-Kerle-wueten-1152339.html?seite=all
[5] ebd.
[6] Deacademic: Raid (Computerspiel) (o.A.). Abgerufen am 30.09.2019 unter https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1155212
[7]Götte, H.: Die Online Community "4chan.org" als Beispiel für virtuelle Aneignung (Seminararbeit an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig). Abgerufen am 29.09.2019 unter http://archive.fo/PiyTT#selection-165.0-165.69
[8] Wienand, L.: Tausende spenden aus Wut gegen Krebs (2018). Abgerufen am 30.09.2019 unter https://www.t-online.de/digital/internet/id_83466874/tausende-pr0gramm-nutzer-spenden-aus-aerger-ueber-brian-krebs-gegen-krebs.html
[9] Ottlik, V.: Regel #1: man spricht nicht über die Imageboard-Online-Plattform pr0gramm (2019). Abgerufen am 30.09.2019 unter https://blog.xeit.ch/2019/04/regel-1-man-spricht-nicht-ueber-die-imageboard-online-plattform-pr0gramm/
[10] LbP BW: Hate Speech (2018). Abgerufen am 30.09.2019 unter https://www.lpb-bw.de/hatespeech.html
[11] Tagesspiegel: Amok-Ankündigung von Tim K. wird offiziell angezweifelt (2009). Abgerufen am 29.09.2019 unter https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/winnenden-amok-ankuendigung-von-tim-k-wird-offiziell-angezweifelt/1471612.html
[12] Heldt, A.: Anonyme Äußerungen im Netz: Der Fall 4chan (2017). Abgerufen am 29.09.2019 unter https://www.hiig.de/anonyme-aeusserungen-im-netz-der-fall-4chan/
[13] Freidel, M.: Wenn Kritik kommt, hört das Spiel auf (2014). Abgerufen am 30.09.2019 unter https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/gamergate-wenn-kritik-kommt-hoert-das-spiel-auf-13232818.html
[14] Peteranderl, S.: Für manche ist Hass ein Job - Interview mit Whitney Phillips (2019). Abgerufen am 30.09.2019 unter https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/whitney-phillips-4chan-wie-das-internet-vom-hass-geflutet-wurde-a-1254704.html
[15] Heath, D. & Crowe, K.: Sites like Facebook, Google and Twitter allowed white supremacists to flourish. Now what? (2019). Abgerufen am 30.09.2019 unter https://eu.usatoday.com/story/news/investigations/2019/08/21/4-chan-el-paso-new-zealand-shooter-white-supremacy/2054378001/
[16] Peteranderl, S.: Für manche ist Hass ein Job - Interview mit Whitney Phillips (2019). Abgerufen am 30.09.2019 unter https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/whitney-phillips-4chan-wie-das-internet-vom-hass-geflutet-wurde-a-1254704.html