Enterprise 2.0
Mit Enterprise 2.0 wird der Einsatz von Web-2.0-Diensten in der Unternehmensorganisation und -kommunikation bezeichnet. Ziel dieses Einsatzes ist es, die Unternehmensprozesse zu optimieren und neue Formen der abteilungs- und hierarchieübergreifenden Zusammenarbeit, zu ermöglichen.
Entstehung des Begriffs
Stuart Eccles, ein britischer Internet Consultant, verwendete am 20. Februar 2006 in einem Blogpost erstmals den Begriff „Enterprise 2.0“. Unabhängig davon kreierte der Business School Professor Andrew McAfee am 24. März 2006 denselben Begriff in seinem Artikel "Enterprise 2.0: The Dawn of Emergent Collaboration" [1]. Hierin beschreibt McAfee wie Social Software im Unternehmenskontext eingesetzt werden kann, um die Zusammenarbeit der Mitarbeiter zu unterstützen (McAfee 2006). Er definiert Enterprise 2.0 als "the use of emergent social software platforms within companies, or between companies and their partners or customers" [2].
Social Media Tools in Enterprise 2.0
Unternehmensblog
Wie persönliche Blogs benutzen auch Unternehmensblogs Blogging Technologie. Von den Unternehmen werden sowohl interne Blogs, auf die lediglich Angestellte des Unternehmens Zugriff haben, als auch externe Unternehmensblogs, die für die breite Öffentlichkeit zugänglich sind, genutzt. Je nach Ausrichtung umfassen Unternehmensblogs Nachrichten von der Führungsebene, Produktinformationen, Pressemitteilungen, Online Journale und Foren.
Unternehmenswiki
Ein Unternehmenswiki (auch: Enterprise Wiki [3]) ist eine unternehmensinterne Datenbank, die von jedem autorisierten Mitarbeiter mitgestaltet werden kann. Im Vordergrund steht die Schaffung und Nutzung kollektiven Wissens durch kollaboratives Arbeiten[3].
Twitter für Unternehmen (Enterprise Social Network)
Ein firmeninterner Mikrobloggingdienst unterstützt die Kommunikation der Mitarbeiter und läuft (im Gegensatz zu Twitter) über die Unternehmens-E-Mail-Adressen der User. Sie dient Mitarbeitern eines Unternehmens als Diskussionsplattform.
Akzeptanz von Enterprise 2.0 bei Mitarbeitern
Enterprise 2.0 lebt von der aktiven Beteiligung der Mitarbeiter. Wichtig dabei ist die Vorbildfunktion von Führungskräften, die mit eigenen Blogs und Vernetzungsmaßnahmen voran gehen. Zusätzlich sind interne Informations- und Motivationskampagnen notwendig. Dazu ist es wichtig, die Persönlichkeits- bzw. Nutzertypen zu berücksichtigen.
Dabei hilft die Betrachtung von Everett Rogers zur Einführung neuer Technologien. Bereits 1962 unterschied er insgesamt 5 Persönlichkeitstypen vom „Technik-Fan“ bis zum „Nachzügler“. Diese Struktur wird ebenfalls im Web 2.0 angewendet. Das Mengenverhältnis der Gruppen zueinander entspricht einer statistischen Normalverteilung.[5]
Hier die deutsche Übersetzung/Interpretation nach Prof. Dr. Joachim Niemeier [4]:
1. Technik-Fans (Innovators): Technik-Fans sind von der Technologie begeistert und offen für neue Vorgehensweisen. Sie setzen früh neue Technologien ein, haben aber typischerweise nur kleine Budgets zur Verfügung.
2. Visionäre (Early Adopter): Visionäre suchen nach Lösungen, die ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Sie streben danach, neue Lösungswege zu entdecken und umzusetzen.
3. Pragmatiker (Early Majority): Pragmatiker, die zwar nicht unbedingt die neueste Technologie einsetzen, investieren aber frühzeitig in eine Lösung, wenn ein konkreter Nutzen erwartet werden und ein Problem gelöst werden kann, das etablierte Konkurrenten nicht lösen können. Pragmatiker stützen sich bei ihren Entscheidungen auf Erfolgsbeispiele oder die Erfahrungen von Branchenkollegen.
4. Konservative (Late Majority): Konservative nutzen eine neue Technologie erst dann, wenn ein klarer Nutzennachweis vorhanden ist und die Gefahr besteht, dass sie den Anschluss verlieren könnten.
5. Nachzügler (Laggards): Nachzügler sind neuen Technologien gegenüber skeptisch und führen diese erst dann ein, wenn sie in breitem Umfang vom Markt akzeptiert und weitgehend risikofrei sind. Sie verteidigen den Status-Quo, den sie erst dann aufgeben, wenn er nur unter hohen Kosten aufrechterhalten werden kann.
Verbreitung 2013
Inwieweit Unternehmen Social Media Anwendungen einsetzen, wurde im Jahr 2013 in zwei Studien untersucht. In einer [1]-Studie wurden Hightech-Unternehmen befragt; in einer Studie der Firma embrander 264 deutsche Unternehmen (ohne Angaben zum Industriezweig). Beide kommen zu dem Ergebnis, dass bereits ca. 60 Prozent der Unternehmen Social Media einsetzen. Vorteile ergeben sich dabei vor allem für die Interne Kommunikation, da Zusammenarbeit und der Austausch unter den Mitarbeitern gefördert werden. Dementsprechend sind soziale Unternehmensnetzwerke und Kollaborations-Software die am häufigsten genutzten Anwendungen. Unternehmen aus der ITK-Branche erwarten daher, dass Social Media zu einem wesentlichen Geschäftstreiber wird.
Einzelnachweise
(1) McAfee, Andrew (2006): Enterprise 2.0: The Dawn of Emergent Collaboration. In: MIT Sloan Management Review, Jg. 47, H. 3, S. 20–28.
(2) Buhse, Willms (2008): Schönheit kommt von innen. Die neue Kommunikationskultur eines Enterprise 2.0. In: Buhse und Stamer (2008)
(3) http://www.avono.de/wikis-im-unternehmen
(4) Präsentation Prof. Dr. Joachim Niemeier "Enterprise 2.0 in 2012. Wie weit sind deutsche Unternehmen?" /Slide 11: [2]
(5) Blogbeitrag Herbert Peck: [3]
Weblinks
- http://andrewmcafee.org/2006/05/enterprise_20_vs_soa/
- http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000260227.PDF
- http://www.wiwo.de/erfolg/trends/arbeitswelt-enterprise-2-0/5659974.html
- http://www.web-strategist.com/blog/2010/01/03/social-technology-adoption-curve-benefits-and-risks/
Link zur BITKOM-Studie: Einsatz und Potenziale von Social Business für ITK-Unternehmen