Globales Dorf

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Der Begriff globales Dorf oder auch engl. global village ist ein Schlüsselbegriff in der Medientheorie des kanadischen Anglisten und Medienpioniers Marshall McLuhan (1911-1980). Erstmals 1960 in der gemeinsam mit dem amerikanischen Anthropologen Edmund Carpenter (1922-2011) herausgegebenen Zeitschrift Explorations in Communication wird der Begriff im Zusammenhang mit den Möglichkeiten des damals noch neuen Mediums Fernsehen verwendet. Ausgearbeitet findet sich McLuhans Konzeption eines globalen Dorfes v.a. in The Gutenberg-Galaxy. The Making of Typographic Man (1962), Understanding Media – The Extensions of Man (1964) sowie War and Peace in the Global Village (1968).

McLuhans Genealogie der Medien beginnt mit Sprache als Medium oraler Stammeskulturen, geht über die Schrift als Medium literaler Manuskriptkulturen und den Buchdruck als Medium in der sog. Gutenberg-Galaxis bis hin zum Medium Elektrizität im elektronischen oder elektrischen Zeitalter des globalen Dorfes. Ausgehend von den Medien Telegrafie, Fernsehen und einer rudimentären Computertechnologie der 1960er Jahre stellt er die elektronische Vernetzung als Charakteristikum eines neuen medialen Zeitalters heraus und sagt damit medial bedingte kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen voraus: Ähnlich voralphabetischer Stammeskulturen wachse die Gesellschaft durch die instantane Informationsübertragung zu einem globalen Dorf zusammen, da mittels der Elektrizität prinzipiell jeder jeden sofort erreichen kann. Raum und Zeit werden mittels elektronischer Technologien überwunden und ermöglichen das Entstehen eines globalen Dorfes im Sinne globaler Vernetzung.

McLuhan bezeichnet sämtliche Erweiterungen des menschlichen Körpers und der Sinne als Medien. Dabei werden Medien von ihm als Werkzeuge oder Prothesen verstanden, die den Menschen einerseits aus- oder erweitern, andererseits aber auch zur Amputation oder sogar Selbstamputation entsprechender Körperteile oder Sinne führen. Indem er dem kanadischen Ökonomen Harold Innis (1894-1952) folgend für verschiedene mediale Epochen einen jeweiligen Zentral- oder Kardinalsinn herausstellt, setzt er letztlich Medien- mit Menschheitsentwicklungen gleich. Sei bsw. das Gutenberg-Zeitalter von einer Erweiterung des Sehsinnes dominiert, so das elektronische Zeitalter des globalen Dorfes von einer Erweiterung des Zentralnervensystems: Nach McLuhan erweitern oder ersetzen elektronische Techniken das menschliche Gehirn. McLuhan schließt aus diesen medialen Entwicklungen nicht auf eine Isolation oder Vereinzelung des Menschen im globalen Dorf, sondern hebt insbesondere das ‚global network‘ hervor, was ihn schließlich zu einem theoretischen Wegbereiter von Social Media (Networking) zu Beginn des 21. Jahrhunderts macht.

Weblinks und Quellen