Filter Bubble
Der Begriff Filter Bubble wurde von Eli Pariser auf der TED Longbeach im Feburar 2011 geprägt und von ihm in seinem Buch The Filter Bubble: What the Internet Is Hiding from You beschrieben.
Bedeutung
Filter Bubble beschreibt den negativen Aspekt der durch die personalisierten Such-Filter unter anderem von Google und Facebook entsteht.
So wird zum Beispiel durch Googles Panda-Algorithmus das Such-Ergebnis auf den User abgestimmt. Das funktioniert um so besser, wenn jemand einen Google Account hat. Aus den ganzen für den User ermittelten (laut Eli Pariser 57) Werten, die dem Panda-Algorithmus zu Grunde liegen, ergibt sich ein ganz eigenes Suchergebnis, welches von Eli Pariser als Blase dargestellt wird. Der User selbst steht in der Mitte der Blase und bekommt Ergebnisse, die sich außerhalb der Filter Bubble befinden gar nicht mehr angezeigt. Auch wenn diese durchaus von Interesse für ihn sein könnten.
Der Suchende bekommt nur noch Ergebnisse zu sehen, die anhand seines bisherigen Suchverhaltens gefiltert werden. Die Suchmaschinen merken sich genau, wer was wann bevorzugt angeklickt hat und präsentierem dem User im Folgenden immer präziser gewählte Suchergebnisse. Pariser behauptet diese Filter Bubble entmündigt die Menschen, die die Suchergebnisse damit nicht mehr objektiv auswählen können, weil ihnen macnhe gar nicht erst angezeigt werden. Je mehr man sucht, desto kleiner wird letztlich die Bubble in der man sich aufhält, der Filter wird immer enger.
Bei Facebook ist es mittlerweile Standard, dass man viele Meldungen seiner Freunde gar nicht mehr angezeigt bekommt, und das nicht mal bemerkt. Facebooks Algorithmen filtern die angezeigten Einträge. Eine wichtige Rolle bei Facebooks Filterung spielt der „Gefällt mir“ Button.
Ein weiteres Beispiel für den massiven Einsatz von Filtern ist Amazon. Hier bekommt der Kunde schon seit Jahren speziell auf ihn abgestimmte Kaufvorschläge. Ermittelt anhand seines bisherigen Such- und Kaufverhaltens.
Was Eli Pariser an der Filter Bubble besonders anprangert ist ihre geringe Beeinflußbarkeit durch den User.
Filter Bubble speziell in Deutschland
In Deutschland gewann der Begriff Filter Bubble in anderem Zusammenhang rasant an Bekanntheit, als Joachim Gauck im Feburar 2012 als parteiübergreifender Kandidat (CDU/ CSU/ FDP/ SPD/ Grüne) für den Posten des Bundespräsidenten nominiert wurde. Verschiedene Aussagen Gaucks wurden an einer Stelle verkürzt (und damit auch inhaltsverzerrt) wiedergegeben und verbreiteten sich in der Form durch das Netz. Hier schlägt die Filter Bubble nicht in Form der Suchmaschinen zu, sondern durch die Nutzer selber. Es rollte eine regelrechte Anti-Gauck Welle durch Blogs, Nachrichtenmagazine, es wurde getwittert und retweetet und kaum jemand machte sich die Mühe, die Meldungen auf Vollständigkeit zu überprüfen.
Anmerkungen
Auch in der Welt der Massen- und Print-Medien gibt es natürlich eine Filterung, die seitens der jeweiligen Redakteure vorgegeben wird. Wer die Bild-Zeitung liest, bekommt ganz andere Informationen als der Leser der Süddeutschen Zeitung oder des Handelsblattes. Hier kann der Leser aber selbst wählen, welche Zeitung/ Zeitschrift er kauft.
Die Folgen der Filter Bubble sind ersichtlich: Die erhaltenen Informationen werden je länger man online ist weniger objektiv, und leiden sowohl quantitiativ als auch qualitativ. Entweder wird der User durch automatische Algorithmen beschränkt, oder er verzichtet sogar selber auf mehr Information, wenn er zum Beispiel nur die 140 Zeichen Tweets seiner Vertrauenspersonen als Informationsquelle nutzt, ohne sich auf anderen Wegen weiter zu informieren.
Die Filter Bubble ist also nicht ganz unumstritten, der User kann einen gewissen Einfluß auf die Ergebnisse nehmen. Er kann das Private Surfen seines Browsers aktivieren, nach jedem Seiten- Besuch die Cookies löschen, bei Google nur suchen, wenn er aus seinem Profil ausgeloggt ist etc. Allerdings ist vielen Internetnutzern die Existenz der Filter nicht einmal bewußt, somit werden sie auch keinen Einfluß nehmen und sind damit voll von der Filter Bubble betroffen.
Weblinks
- Eli Pariser bei der TED: Eli Pariser: Beware online "filter bubbles": http://www.ted.com/talks/eli_pariser_beware_online_filter_bubbles.html
- http://www.thefilterbubble.com/
- http://www.netzpiloten.de/2011/05/24/die-intuitionspumpe-filter-bubble-blase/
- FAZ zum Panda-Algorithmus: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/panda-update-google-raeumt-seinen-suchalgorithmus-auf-11112827.html
- Sascha Lobo: Gauck und die Stille Post im Netz: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,816601,00.html
- http://blog.karlshochschule.de/2012/02/20/gauck-in-der-filterbubble-oder-wie-wir-lernten-den-kontext-zu-ignorieren/
Literatur
- Eli Pariser: The Filter Bubble: What the Internet Is Hiding from You, Verlag: The Penguin Press HC, ISBN: 978-1594203008
- Auf Deutsch: Filter Bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden, Carl Hanser Verlag GmbH & CO. KG, ISBN: 978-3446430342